Ein Bodenangriff Israels oder der USA auf den Iran ist nicht nur unwahrscheinlich, sondern nahezu unmöglich. Dafür verantwortlich sind eine Reihe geografischer, klimatischer und geopolitischer Hindernisse, die das Land zu einer natürlichen Festung machen. Von der Topografie des Landes bis hin zu seinen regionalen Allianzen scheint alles zu Teherans Gunsten zu wirken. Hier sind die neun Barrieren, die das Land vor einem groß angelegten konventionellen Konflikt schützen.
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Der Iran ist eines der größten Länder der Erde: das 17. größte Land und größer als mehrere europäische Nationen zusammen. Mit rund 90 Millionen Einwohnern würde die Bewältigung einer Invasion enorme militärische und logistische Ressourcen erfordern, die auf Dauer nur schwer aufrechterhalten werden können. Hinzu kommt ein internes, zur Verteidigung entwickeltes Infrastrukturnetz und ein starkes Identitätsbewusstsein, das die Bevölkerung im Falle einer externen Aggression zur Einheit drängt. Es wäre nicht nur eine militärische Frage, sondern würde eine Mobilisierung der gesamten Nation erfordern.
Im Westen erstreckt sich das Zagros-Gebirge über 1.600 Kilometer mit Gipfeln von über 4.400 Metern. Dies erschwert jegliche Landbewegungen aus dieser Richtung und behindert den Durchzug von Fahrzeugen und Truppen. Zudem stellen die Felsformationen und zahlreichen Schluchten einen taktischen Vorteil für die iranischen Streitkräfte dar, die gegen jeden Durchbruchsversuch einen tödlichen Guerillakrieg führen könnten.
Im Norden trennt das Elburs-Gebirge den Iran vom Kaspischen Meer. Es schränkt nicht nur den Seeweg ein, sondern verhindert auch die Errichtung logistischer oder operativer Stützpunkte in der Region. Das zerklüftete und dünn besiedelte Gelände erschwert zudem den Transport von Kriegsmaterial und Nachschub. Aus diesem Grund wäre jede Marineoperation im Norden zum Scheitern verurteilt oder würde zumindest erheblich verzögert.
Der Osten wird zudem durch ein imposantes Gebirgssystem geschützt, aus dem der über 4.000 Meter hohe Vulkan Taftān hervorsticht. Das Gebiet ist feindselig, abgelegen und logistisch unüberschaubar. Die oft extremen Wetterbedingungen und der Mangel an effizienten Kommunikationswegen machen jeden Invasionsversuch zu einem nahezu verzweifelten Unterfangen. Selbst Spezialeinheiten hätten in diesem Szenario enorme Schwierigkeiten, zu operieren.
Die Straße von Hormus ist eine der wichtigsten Schifffahrtsrouten der Welt. Ein Angriff dort würde 20% des globalen Ölhandels gefährden und eine unmittelbare globale Krise auslösen. Teheran verfügt über Raketenbatterien, Drohnen und Seeminen, die den Schiffsverkehr innerhalb weniger Stunden lahmlegen könnten. Ein Vorgehen, das die Energiepreise in die Höhe treiben und die gesamte Weltwirtschaft destabilisieren würde. Analysten betrachten einen Angriff dort daher als „billige nukleare Option“.
Im Südwesten Irans gibt es sumpfige Gebiete, die jeden feindlichen Vormarsch erschweren. Diese Gebiete wirken als natürliche Barriere und verlangsamen jeden Invasionsversuch. Gepanzerte Fahrzeuge laufen Gefahr, stecken zu bleiben, und Soldaten sind schwierigen hygienischen Bedingungen ausgesetzt. Darüber hinaus kennt der Iran dieses Gebiet gut und hat dort ein Netzwerk getarnter Verteidigungsanlagen errichtet.
Dasht-e Kavir und Dasht-e Lut sind zwei riesige Wüsten im Zentrum des Landes. Dort herrschen extreme Temperaturen und das Gelände ist für militärische Mobilität ungeeignet. Kein Panzer kann sie problemlos durchqueren, und das Überleben der Truppen wäre ein Albtraum. Der feine Sand, die unerträgliche Hitze und der Wassermangel machen diese Gebiete zu einer natürlichen Abschreckung gegen jegliche äußere Aggression. Selbst Luftunterstützung wäre aufgrund der thermischen Turbulenzen wirkungslos.
Das Kaspische Meer im Norden und der Persische Golf im Süden schränken jede Marinestrategie ein. Es gibt nur zwei Landwege: einen östlichen und einen westlichen, beide durch Berge geschützt. Zudem verhindern die Präsenz der iranischen Marine und Verteidigungsstellungen entlang der Küste eine direkte Landung. Jeder Versuch würde wochenlange Vorbereitungen erfordern und wäre mit schweren Verlusten verbunden.
Der Iran grenzt an sieben Staaten, von denen keiner bereit ist, bei einer Militäroperation mit Israel oder den USA zusammenzuarbeiten. Einige, wie der Irak oder Armenien, sind sogar strategische Verbündete Teherans. Diese Situation erschwert jede Militäraktion logistisch: Es gibt keine sicheren Korridore für den Truppendurchzug. Zudem könnte ein größerer Konflikt einige dieser Länder dazu zwingen, an der Seite des Iran zu intervenieren.
Der Iran ist eine natürliche Festung. Zwischen Bergen, Wüsten, Sümpfen und Meeren wäre eine Invasion nicht nur schwierig, sondern auch kontraproduktiv. Teherans asymmetrisches Potenzial darf nicht unterschätzt werden: Fortgeschrittene Raketenkapazitäten, der Einsatz regionaler Stellvertreter wie der Hisbollah und eine integrierte Verteidigungsstrategie machen jeden Interventionsversuch zu einem sehr hohen Risiko. Deshalb wagt es trotz der Spannungen niemand, seine Grenzen zu überschreiten. Geographie, Politik und nationaler Widerstand vereinen sich zu einer einzigen, fast unüberwindbaren Barriere.